Wichtige Anmerkungen:
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Dienstag, 16. Oktober 2007

Ich plädiere dafür, dass Deutschland sich eine neue Sprache anschafft. Sonst wird man uns vorwerfen, dass wir noch immer Braune, sprich Nazis sind, denn wir verwenden immer noch Begriffe, die auch die Nazis verwendet haben. Das geht doch nicht. Oder sehe ich da etwas falsch? Darauf gekommen bin ich durch den Skandal um Eva Herman. Ausgelöst hat den ganzen Eklat, so könnte man meinen, ein Bericht eines Interviews des Hamburger Abendblatt mit der Autorin Eva Herman mit diesem Satz:

    „In diesem Zusammenhang machte die Autorin einen Schlenker zum Dritten Reich. Da sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter. Die hätten die 68er abgeschafft und deshalb habe man nun den gesellschaftlichen Salat!“


Die Originale Aussage von Eva Herman hört sich für mich aber ein wenig anders an. Nach meiner Kenntnis lautet sie so:

    “Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen
    auch ‘ne Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien.
    Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder
    wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf
    folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch
    alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein
    völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins
    Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was
    gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das
    ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben….“

Die Interpretation der Abendblatt-Journalistin erinnert mich wieder daran, dass das Hamburger Abendblatt ja zur Springer-Presse gehört und dort öfter mal Wortspiele nach Verkaufsträchtigkeit und nicht nach Wahrheitsgehalt zu Papier gebracht werden.

Doch ich glaube, dass der eigentliche Eklat nicht einmal diese Wortverdrehung ist. Es ist die Ansicht einer Karrierefrau, die dann plötzlich ein Buch schreibt, dass alle mit der Emanzipation der Frau verbundenen Werte auf den Kopf stellt. Ich kenne das Buch nicht, ich kenne Frau Herman nicht. Aber ich kenne den schrillen Protestschrei von Emanzen, wenn man ihre heiligen Werte in Frage stellt. Um es gleich zu sagen, ich bin FÜR die Emanzipation, aber ich bin gegen die Instrumentalisierung. Mit dem Emanzipationsgedanken hat eine Clique das Gleiche gemacht (und macht es noch heute), was Hitler mit den Müttern gemacht hat. Beides wurde instrumentalisiert und daran zu rütteln war und ist ein Sakrileg. Wer an Hitlers Glorifizierung der Mütter als einer Kernthese seines Rassenwahns rüttelte, galt zumindest als undeutsch, wenn er nicht gar von den Leuten mit den schwarzen Armbinden abgeholt wurde. Die Mütter, zumindest die meisten, haben das gemacht, was Mütter machen. Ihre Männer waren eingezogen, sie waren auf sich gestellt und mussten sich um ihre Kinder kümmern. Das taten sie und zwar mit einer Hingabe, die man heute in dieser Form vermisst. Dass sie verbal auf ein Podest gehoben worden waren, haben sie zwar mitbekommen, aber die Propaganda der politischen Kaste um Hitler hat verhindert, dass sie wirklich verstanden, wie sie von der herrschenden Kaste benutzt wurden.

Die Galionsfiguren der Emanzipation machen mit der Emanzipation heute nichts anderes. Sie benutzen den Gedanken, umschmücken ihn mit Schlagworten wie "Männerdominierte Welt" und lenken damit vom Ideal der Emanzipation ab. Wir lebten nie in einer "Männerdominierten Welt" und tun es auch heute nicht. Wir lebten und leben in einer "Kapitaldominierten Welt" und die Spielregeln, die sich diese Leute selber setzen, haben nichts mit unseren Spielregeln gemein. Aber die öffentliche Emanzipation ist einer der Fäden, an denen wir wie Puppen hängen. Zieht man daran, tanzen wir.


Ich bin für die Emanzipation, nicht nur der Frauen, sondern all der Menschen, die das Kapital als persönliche Manipulationsmasse missbraucht. Emanzipation beginnt im Kopf und ist keine Sache, die mit Gesetzen oder festen Regeln begleitet werden muss oder kann. Aber das ist ein anderes Thema, dass ich vielleicht später einmal aufgreife.

Eva Herman hat an diesen Grundfesten gerüttelt. Warum, das weiß nur sie, denn eigentlich ist doch gerade sie, eine Karrierefrau, ein Vorzeigeidol der Emanzen. Aber vielleicht hat diese Frau erkannt, dass Beruf, Karriere und Rampenlicht nur begrenzte Zeit faszinieren, aber eine Leere erkennen lassen, wenn man darüber nicht vergisst, in sich hineinzuhorchen. Das wäre dann echte Emanzipation, denn die beginnt dort, wo man sich selbst, das eigene Tun und die begleitenden, plakativen Scheinargumente infrage stellt. Dann kann die Einsicht kommen, dass Werte nicht unbedingt materieller Art sein müssen, dass solche Werte in einer Familie liegen können und ausfüllender sind, als jegliches Streben nach einer Karriere. Das zu erkennen und zu Papier zu bringen, ist eine Sache, es gegen den Aufschrei derer zu verteidigen, die solche Erkenntnisse als persönlichen Affront ansehen, eine andere. Hier beginnt mein Respekt vor Eva Herman, die trotz aller Widrigkeiten zu dem steht, was sie ausgesagt hat, nicht versucht, zu relativieren.

Der Besuch bei Kerner sollte ihr wohl den Rest geben, so zumindest ist mein Eindruck. Mangels Fernseher habe ich die Sendung nicht gesehen, aber in der Presse wurde ja ausführlich darüber berichtet. Diese Sendung hat sich letztendlich als Rohrkrepierer erwiesen. Sogar die Welt, auch Springer-Presse, fand das nicht in Ordnung. Oder liegt der Schwenk in der Presseberichterstattung vielleicht daran, dass die zu den ersten Beiträgen über Eva Herman gemachten Aussagen mit zahlreichen Sympathieäußerungen für Eva Herman in den Kommentaren die Redakteure zu einem Umdenken zwangen?

Wir Deutschen wurden zu Sündern auf ewig und drei Tage verdammt. Wir werden permanent mit Filmen aus der NS-Zeit konfrontiert, aber wehe, wir setzen uns verbal mit unserer Vergangenheit auseinander, eine Vergangenheit, an deren Entstehung Kapital und Politik größeren Anteil hatten, als die arbeitende Bevölkerung. Eva Herman hat das Thema Mütter im dritten Reich angesprochen, das Abendblatt hat den Sinn der Aussage ein wenig geändert und schon ging ein Aufschrei der Empörung durch die Reihen der oberen Zehntausend. Aber jeden 2. Sonntag feiern wir freudig den Muttertag, in dieser Form von den Nazis 1934 installiert. Müssen wir ihn abschaffen, weil die Nazis ihn in ihre Instrumentalisierung der Mütter eingebunden haben? Oder ist es nicht richtig, dass wir jedes Jahr zumindest einen Tag daran erinnert werden, was wir den Frauen zu verdanken haben, die uns zur Welt brachten und die heute, alt geworden, in ein Heim abgeschoben werden? Müssen wir für uns eine neue Sprache erfinden, weil wir sonst Wörter verwenden, die von den Nazis in Verbindung mit der Herrenrasse, mit der Judenverfolgung und überhaupt genutzt haben? Dürfen wir noch von Heilberufen sprechen, wo doch der Begriff Heilhitler so negativ in Erinnerung ist. Sieht man nicht den ganzen Schwachsinn, von einzelnen initiiert, der in dieser ganzen Diskussion steckt? Wie sollen wir unsere Vergangenheit aufarbeiten, wenn wir mit Worten nicht daran rühren dürfen? hat es die Siegermächte nach dem Krieg gestört, dass die Wissenschaftler, die sie mitnahmen und für eigene Zwecke nutzten, Nazis waren oder zumindest für die Nazis forschten? hat es die Parteien gestört, dass in ihren Reihen nach der Neukonstituierung Nazis zuhauf in ihren reihen waren, jene Leute, die sich als Wendhälse jedem System anpassen und andienen.

Wenn Eva Herman schreibt, dass Frauenemanzipation losgelöst von wirtschaftlichem Streben ist, hat sie Recht. Im Fernsehen gibt es eine Werbesendung von Vorwerk, in der eine Frau, gefragt nach ihrem Beruf, heiter antwortet, welche Managementaufgaben sie bewältigt und zum Schluss sagt, dass sie ein kleines Familienunternehmen erfolgreich leitet. Es ist nur Werbung, aber ich habe noch keine treffendere Beschreibung der Arbeit einer "Nur-Hausfrau" gehört. Projiziert man diese Frau in die Wirklichkeit, hat man die emanzipierte Nur-Hausfrau, die zwar nicht mehr so schuften muss, wie die Frauen der Vergangenheit, die aber dennoch, wenn sie mit dem Herzen bei der Sache sind, genau das tun, was die Werbung suggeriert. Sie managet eine Familie und diese Aufgabe kann interessanter und ausfüllender sein, als jede Karriere in einem Unternehmen, denn für diese Frauen gelten die ethischen, moralischen Werte und die Wahrhaftigkeit mehr, als der kommerzielle Nutzen. Und aufreibend, aber auch befriedigender ist dieser Job allemal. Die Kinder dieser Mütter gehen dann in der Regel mit einem weltoffenen, aber kritischen Geist ins Leben, Werte, die so mancher heute in der Politik, der Wirtschaft und den Medien nicht oder nur ansatzweise kennen lernte. Wenn es das ist, was Frau Herman in ihrem Buch zum Ausdruck gebracht hat, hat sie Recht damit, dafür zu kämpfen und ihre Meinung zu verteidigen, egal, was TAZ-Journalisten, die Grünen und die Alices Schwarzer dieser Welt dazu sagen. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich hatte eine solche Mutter.


Mit freundlicher Genehmigung des Herrn Gert Flegelskamp

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